Der Schwarzwald ist eine Reise wert. Nicht erst, seit steigende Rohölpreise die Flüge zu Fernzielen teuer und neueste Sicherheitsvorkehrungen Flugreisen mühsamer machen. Die abwechselungsreiche Landschaft, das vergleichsweise milde Klima in Deutschlands Südwesten und die hervorragende badische Küche sowie Spitzenweine aus der Region machen den Schwarzwald besuchenswert. Ich weiß, wovon ich spreche, denn als „Wahl-Badener“ wohne ich in der Ortenau, einem Teil an der Grenze zwischen dem nördlichen und dem mittleren Schwarzwald, hier seit dem Jahr 2000.
Weltberühmt ist der Schwarzwald durch seine Schwarzwälder Kirschtorte ebenso wie die Kuckucksuhren, die Torte habe ich sogar schon in Dubai gesehen. Bekannt ist er auch für die „Bollenhüte“, die sanften Almen und die gute Schwarzwälder Milch. Fotografisch bietet er ebenfalls eine Menge lohnenswerter Motive rund um das gesamte Jahr.
Die Fasent, andernorts Fastnacht oder Karneval genannt, wird hier während der fünften Jahreszeit, also vom 11. November um 11.11 Uhr bis zum Aschermittwoch in der allemannischen Ausprägung gepflegt. Die vielen Fasent-Umzüge in kleinen und großen Hochburgen des Brauchtums bieten unendlich viele Motive. Lange Brennweiten und lichtstarke Objektive sind empfehlenswert, denn viele Veranstaltungen in der dunklen Jahreszeit gehen bis spät in den Abend hinein und die Verwendung des Blitzgerätes stört die Atmosphäre im Bild oft sehr. Falls man es doch benutzen muss, sollte man es lediglich als Aufhellblitz mit der Langzeitsynchronisation verwenden, so bleibt ein Maximum an Lichtstimmung bei gleichzeitig besserer Bildschärfe im Vordergrund erhalten.
Die Landschaft ist sehr abwechselungsreich und reicht auf einer Länge von ca. 160 km im Norden unterhalb von Karlsruhe bis an die Schweizer Grenze im Süden und im Westen wird der Schwarzwald vom Rheintal begrenzt und reicht im Osten etwa bis Pforzheim und Donaueschingen.
Geprägt wird das Landschaftsbild im Westen von umfangreichen Streuobstwiesen über sanfte Almen bis zu felsigen Wasserläufen und Wasserfällen und Berghöhen bis hinauf zu 1.493 Metern, dem Feldberg im Südschwarzwald.
Eine fotografische Tour im Nordschwarzwald könnte in den Streuobstwiesen zwischen Achern, Offenburg und Oberkirch beginnen. Im Frühjahr blühen dort unzählige Apfel-, Kirsch-, und Zwetschgenbäume und machen aus der Gegend ein unvergleichliches Blütenmeer. Insbesondere zwischen den Gemeinden Zusenhofen, Stadelhofen und Nussbach gibt es sehr idyllische Wege durch die Obstbäume hindurch. Ein Polfilter ist ratsam, so hebt sich der satt blaue Himmel besser von den weißen oder zart rosa Blüten ab. Auch mit einem Makroobjektiv kommt man hier natürlich voll auf seine Kosten und kann die fleißigen Bienen in den Blüten beobachten.
Weiter geht die Fototour nach Oberkirch, man fährt in den Ortskern hinein und biegt auf der Hauptstraße vor dem Hotel „Obere Linde“ nach links ab und folgt der Straße immer bergauf, bis sie an einem kleinen Bergparkplatz endet. Von hier geht es zu Fuß zur gut erhaltenen Ruine Schauenburg. Die Aussicht bei schönem Wetter bis zum Strasbourger Münster und in die Vogesen entschädigt für den etwas anstrengenden, weil ansteigenden, etwa zehnminütigen Fußmarsch. Auch die Burg selbst bietet vielfältige Fotomotive sowohl in Schwarzweiß als auch in Farbe. Ein starkes Weitwinkelobjektiv kann hier ebenso wie sehr lange Brennweiten (mit Stativ) eingesetzt werden. Ich selbst habe hier Brennweiten von 15 – 600 mm (KB) verwendet.
Zurück in Oberkirch folgt man den Schildern Richtung Ödsbach oder „Waldhotel Grüner Baum“. Vor dem großen Gelände des Waldhotels angekommen, befindet sich links das „Gasthaus Almstüble“, ein gemütlicher Platz für ein ganz hervorragendes Mittagessen, bei gutem Wetter bevorzugt natürlich in dem schönen Garten mit Blick auf die umliegenden Almen und einem Spielplatz für die Kleinen. Spezialität des Juniorchefs ist Zanderfilet in allen Variationen, Käsespätzle gehören dort zu den „Leichten Köstlichkeiten“ und auch die Kirschwasserkrapfen mit Zimttortillas oder das hausgemachte Yoghurteis der Chefin sind nicht zu verachten. Na, schon hungrig?
Nach einem guten Essen lädt Sie das dazugehörige Schwarzwaldstyle-Hotel „Die Alm“ in die modernen und komfortabel eingerichteten Zimmer mit fantastischem Blick auf die umliegenden Berge und die Landschaft ein. Das Hotel ist eine gelungene Mischung aus lokaler Atmosphäre und trendigem Design-Hotel.
Um das kleine Extra an Kalorien wieder abzuarbeiten, bieten sich die Allerheiligen-Wasserfälle an. Dorthin gelangt man von Oberkirch aus auf der B 28 Richtung Oppenau, wo man die B 28 nach links verlässt und eine kleine gewundene Straße mit malerischem Ausblick direkt zu den Wasserfällen führt. Unterwegs bieten sich links und rechts immer wieder interessante Fotomotive, leider aber nicht immer Parkmöglichkeiten. Die findet man erst am unteren Ende des Wasserfalls an der rechten Straßenseite. Von dort aus kann man den Wasserfall zu Fuß auf einem malerischen Pfad mit vielen Treppen erkunden und entdeckt zu jeder Jahreszeit vielfältige Motive. Oben angekommen, bietet die Ruine des Klosters Allerheiligen interessante Perspektiven mittelalterlicher Baukunst und das nahe gelegene Café die redlich verdiente Erfrischung.
Anschließend geht es leichten Fußes wieder den Wasserfall bergab und mit dem Auto weiter bergauf Richtung Schwarzwaldhochstraße (B 500). Dort bietet die Hornisgrinde mit 1.164 Metern einen herrlichen Ausblick in die nähere und weitere Umgebung, bei klarer Sicht bis nach Strasbourg und die Vogesen jenseits der französischen Grenze. Ideal für Panoramaaufnahmen mit Panoramakamera oder Stitchingsoftware ist beispielsweise auch die Schwarzwaldhöhenstraße in der Nähe des Mummelsees oder besser noch der Aussichtsturm auf der Hornisgrinde. Auch der Mummelsee bietet reizvolle Motive, man kann ihn bei einem Spaziergang in einer dreiviertel Stunde gemütlich umrunden. An Wochenende und bei gutem Wetter wird er allerdings von vielen Besuchern und zahlreichen Bustouren übervölkert.
Wer ein paar Tage länger im Schwarzwald verbringen möchte, für den lohnt sich ein Abstecher zu den Vogtsbauernhöfen, einem Freilichtmuseum an der B 33 zwischen Hausach und Guttach an der Schwarzwaldbahn (nicht im Breisgau!). Die Winterpause ist seit dem 25. März beendet und es ist täglich von 9-18 Uhr geöffnet. Dort findet man noch die typischen Schwarzwaldhäuschen, das Fotografieren auf dem Museumsgelände für private Zwecke ist dort ausdrücklich erlaubt, gewerbliche Fotografen benötigen jedoch eine Genehmigung.
Auch der Feldberg, der Titisee, die Wutachschlucht oder das Höllental zwischen Titisee und Freiburg bieten ebenso wie die Stadt Freiburg selbst mit ihrem alles überragenden Münster unzählige Bildmotive. Fotografisch interessant ist auf dem Domplatz auch der Wochenmarkt (tägl. außer sonntags), auf dem Landwirte, Metzger und Winzer ihre Produkte aus der Region anbieten. Für Naturfreunde bietet sich das Taubergiessen an, ein Naturschutzgebiet mit einer Auenlandschaft am Oberrhein bei Rust, das bekannt geworden ist durch den Europa-Park, der natürlich insbesondere für die jüngeren Familienmitglieder zum Pflichtprogramm auf der Reiseroute zählt und Fotomotive ganz anderer Art bietet, die man leicht mit dem Standardzoom einfangen kann.
Eisenbahnfreunde kommen bei der Achertäler Eisenbahn von Achern nach Ottenhöfen, bei der Sauschwänzlebahn zwischen Blumberg-Zollhaus und Weizen oder der Kandertalbahn zwischen Kandern und Basel mit Bildern aus der alten Dampflokzeit auf ihre Kosten.
Im Winter bietet übrigens ein Besuch Gengenbachs nahe Offenburg in der Vorweihnachtszeit ein interessantes Fotomotiv. Rund um das Gengenbacher Rathaus gibt es einen Weihnachtsmarkt. Das Rathaus selbst gilt als der größte Adventskalender der Welt, hat es doch 24 Fenster zur Marktplatzseite, die mit 24 Fensterbildern von Tomi Ungerer verziert sind. Jeden Abend um 18 Uhr wird ein neues Fenster von innen beleuchtet, so dass das Fensterbild sichtbar wird, bis am 24. Dezember alle 24 Fenster bunt erstrahlen. Ein Stativ ist hier natürlich Voraussetzung für gute Bilder.